In Memoriam: 7 Dinge, die wir vom Neon- Magazin gelernt haben

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Am 18. Juni 2018 geht nach 15 Jahren eine Ära zu Ende: Das Neon-Magazin aus der Sternfamilie zieht sich vom Print zurück und wandert, wie sollte es auch anders sein, ins Internet ab. Das hinterlässt eine Lücke an der Trafik und in unseren Herzen.

2003 erblickte das Magazin das Licht der Welt und war wie geschaffen für all jene frühen und späten Achtzigerjahre-Kinder und Millennials, die man heutzutage als Generation x und y spottet. Unter dem Leitspruch Eigentlich sollten wir erwachsen werden, goss es das Lebensgefühl einer ganzen Generation auf Papier. Ein Versprechen und eine Ausrede, irgendwann ja eigentlich erwachsen werden zu müssen, sich gleichzeitig aber viel lieber noch davor zu drücken, ein großartiges Jetzt zu suchen, um sich das Morgen noch ein bisschen bunter auszumalen. Und deshalb bleiben wir lieber noch nicht erwachsen.

Aber die Zeit holt jeden ein und in die Zeit hat auch Neon eingeholt. Gedruckt sei das Format wirtschaftlich nicht mehr rentabel, heißt es in einem Abschiedsbrief der Redaktion. Zuletzt verkauften sich um die 58 000 Exemplare im Monat, das ist weit weg vom Spitzenjahr 2011 mit 240 000. Und so habe man entschieden, loszulassen. Für alle, die wie wir in solchen Momenten immer ein klein wenig nostalgisch werden, haben wir sieben Dinge zusammengetragen, die uns Neon in den letzten Jahren gelehrt hat.

#1 Niemand muss cool sein

Irgendwie wollten wir ja einmal alle dasselbe: Nicht so werden wir unsere Eltern, unkonventionell bleiben und nicht im Spießbürgertum enden, ein Leben lang. Und waren vielleicht doch die Mauerblümchen und Außenseiter am Schulhof. Dann hat Fanta vier Neon im Oktober 2004 ein Interview gegeben und dazu gesagt: „Als Everybody’s Darling fehlt dir die Motivation. Die geilen Typen aus der Schule sind die Loser von heute. Mit 19 oder 20 Jahren definiert sich Coolness noch dadurch, wie viele Bräute man nagelt. Später wird’s differenzierter. Cool sein heißt, Spaß haben. Leben, wie man leben möchte.“ Weiter, dass man im Alter gelassener und ruhiger wird. Und vielleicht sogar ein bisschen annehmen wird, dass man irgendwann doch wie die eigenen Eltern wird und damit ganz gut leben kann.

#2 Treue ist in jeder Partnerschaft individuell

Auch das hat in den letzten Jahren in unserer Facebook-Filterblase geboomt: Artikel darüber, warum Fremdgehen kein Trennungsgrund sein sollte, oder wahlweise erst recht einer. Dass Treue ein Konzept von gestern oder warum lediglich emotionale Treue das höchste des Erstrebenswerten sei. Und alle haben mit der Moralkeule um sich geschwungen und das eigene Liebensprinzip propagiert. Redakteurin Meredith Haaf hat in ihrer Titelgeschichte zum Thema Treue in der Neon 11/2013 über Fremdgehdramen recherchiert, mit betrogenen Partner*innen gesprochen, mit jenen, die es getan und bereut haben und mit Paaren, die Sex mit anderen zulassen. Um herauszufinden, ob Treue heutzutage noch was wert ist. Ohne zu urteilen. Was wir gelernt haben: Jede Beziehung schreibt ihre Maximen und Spielregeln selbst.

#3 HIV ist nicht zwingend ansteckend

„Bis der Tod sie mir wegnimmt“ hat Benjamin Prüfer in Ausgabe 02/2006 seine Reportage genannt. Intim sollte sie werden und sehr persönlich, berichtet der Autor doch über seine Beziehung zu seiner Partnerin Sreykeo. Sie hatte sich mit HIV infiziert, bevor Benjamin sie auf einer Backpackerreise in Kambodscha kennenlernt. Der Artikel schlug hohe Wogen und wurde 2009 unter dem Titel Same Same But Different verfilmt. Inzwischen hat Prüfer seine Sreykeo geheiratet und mit ihr drei Söhne gezeugt. Dass HIV- Patient*innen mit antiretroviraler Medikation behandelt werden, die ihnen ein weitgehend normales Leben ermöglichen, ist auch heutzutage noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das haben wir selbst erfahren, als wir über den Fotografen Philipp Spiegel berichten durften.  Er ist HIV- positiv und hat uns über das Stigma HIV erzählt.

#4 Trump hasst die Neon, weil sexually depraved

#5 Foodporn auf Social Media gehört in die Tonne

Das haben kluge Menschen schon vor einigen Jahren festgestellt, noch bevor Influencer ihre austauschbaren Chiasamen- Frühstücksbowlen abgelichtet und unsere niedrigsten Hassgefühle geschürt haben. Auf der letzten Seite der Neonausgaben haben Prominente immer wieder Weisheiten feilgeboten, die die ganz großen Fragen ins unserem Leben beantworten sollten. In Ausgabe 12/2014 sagt Schauspieler Liam Neeson: „Menschen, die ein Foto ihres Mittagessens ins Netz stellen, sind langweilig.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

#6 These are crazy times

Wir haben gehört, dass Slavoj Žižek der Elvis unter den zeitgenössischen Philosophen sein soll. Und er hat der Neon 03/2016 ein Interview gegeben. 2016, das war kurz nach der großen Flüchtlingswelle und der Silvesternacht in Köln. Wir haben uns durch das etwas ermüdende Gespräch gelesen und soweit verstanden: Es geht um Linke und Rechte, um Populismus und Imperialismus, europäische Schuld und individuelle Verantwortung. Und immer wieder: Das System, das geändert gehört. Schlauer geworden sind wir daraus nicht. Was wir trotzdem gelernt haben? These are crazy times, um Žižek zu zitieren.

#7 Und der Pfarrer: Haben Sie keine Angst vor der Sexualität

„Vermutlich gibt es nur einen Ort, an dem ein Schwuler noch weniger willkommen ist als in einem ausverkauften Fußballstadion: in einer katholischen Kirche“ schreibt Philipp Hauner in der Märzausgabe 2014 und sucht Beichtstühle in Bayern, das Herz des deutschen Katholizismus, auf, um dort über seinen Homosex zu erzählen. Die Pfarrer wollen Philipp von seiner vermeintlichen Sündhaftigkeit freisprechen und decken in ihrer Liga zwischen Kirchenparagraphenreitern bis realitätsnäheren Stimmen jede Nuance ab. Thumbs up für den Kleriker aus Augsburg: „Dann tun Sie es. Tun Sie es ohne schlechtes Gewissen.“ Ob die interne Uneinigkeit ein Phänomen unserer Zeit ist, oder praktizierende Pfarrer sich grundsätzlich anders positionieren als vatikanische Theologen, bleibt offen.

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