Ewig in Salzburg und irgendwie trotzdem neu: Antiquariat Weinek

Als wir das erste (und letzte) Mal im Weinek in der Steingasse waren, hat es noch ganz anders ausgesehen. Also, die vielen alten Bücher waren natürlich schon da. Aber es war noch kein Café, keine Weinbar und man hatte noch nicht dieses ganz besondere Platzerl für zwei mit Blick auf eine unserer liebsten Gassen in Salzburg. Aber, wenn wir so nachdenken, war das Weinek immer genau dafür bestimmt, weil Weinek. Also, Wein-Eck.

20.000 Postkarten sind im Antiquariat Weinek in der Budl in der Mitte verstaut. Sortiert nach den Orten, deren Ansicht sie irgendwann mal in die ganze Welt tragen sollten. Weil das aber nie passiert ist, sind sie in der Steingasse gelandet. Gut so, heute würden sie den Empfänger*innen sowieso mehr Freude bereiten, vor allem denen, die zur Zeit der Bildaufnahme schon auf der Welt waren. So stellen wir es uns halt vor, während wir uns durch alte Postkarten mit Salzburg-Motiven graben. Andrew muss noch irgendwas bei der Theke tun, macht uns einen Kaffee mit Hafermilch (ohne Aufpreis!) und ist dann auch bereit, für ein Gespräch über dieses Antiquariat Weinek, vormals klassisches Antiquariat, Sorte „Buch und Kunst“ und jetzt ein Ort, das jungen Menschen jegliche Hemmung vor alten Büchern abtrainieren soll.

Exzellente Postkarten im Weinek

Online-Text-Regel Nummer 1: Das Wichtigste muss im ersten Absatz stehen. Haben wir jetzt falsch gemacht.

Das Weinek heißt zwar offiziell Antiquariat, ist aber viel mehr. Nämlich ein echter Hafen der Ruhe, inoffizieller Treffpunkt von Salzburgs Expats, Ort der Freude für Naturweinliebhaber*innen, Café und … so hat es zumindest eine Leserin formuliert … ein echter safe space mitten in der Altstadt. Aber ja, es stimmt: Das Weinek hat eine lange Antiquariats-Geschichte und beherbergt deshalb viele Bücher.

Was hat jetzt Andrew mit der Geschichte vom Weinek zu tun?

Es gibt Andrew und es gibt Viola. Violas Eltern haben das Weinek lange als Antiquariat geführt. Während Andrew noch irgendwo in der Hotelerie Englands gearbeitet hat, war für Viola Geschichte quasi Gegenwart. Sie hat schon als junge Frau alte Bücher katalogisiert und digitalisiert, zu einer Zeit, in der das quasi noch niemand in Salzburg getan hat. Viola ist quasi in der Steingasse aufgewachsen. Dann kam irgendwann Andrew und der Ruhestand der Eltern. Die Faszination für die Bücher, sagt Andrew, schuldet er seinen künftigen Schwiegereltern. 

Auch einen Besuch wert sind die wunderbaren Möbel, die mit ganz viel Geschmack und Liebe passend zum Ort ausgesucht wurden. Sitzt sich gut, auf so viel Vergangenheit.

Es kommt, wie es kommen muss.

Weil, was passt besser zu einem guten Buch als ein guter Kaffee oder ein gutes Glas Wein? Eben. Andrew und Viola überlegen zuerst, ob sie das Weinek übernehmen sollen. Das war vor gut zwei Jahren. Sie haben sich das Ganze angeschaut. Und irgendwann entschieden: Das passt, das machen wir. Andrew kann gar nicht anders, als seine Liebe zum Naturwein mit in die Arbeits-Ehe zu bringen, Kaffee kommt dazu, genauso Cocktails, veganer Kuchen wird gebacken. Und nix davon ist Wischiwaschi, weil alles einem roten Faden folgt. So bedeutsam wie die Bücher in den Regalen, so individuell, hochwertig und handverlesen soll auch der Rest der Sache sein. 

Keine falsche Schüchternheit im Weinek

Andrew ist nicht naiv. Natürlich, weiß er, hat man eine gewisse Hemmung, wenn es um alte Sachen geht. Sachen berühren, die auf keinen Fall kaputt werden dürfen, wer kennt’s nicht. Aber, sagt Andrew, Bücher sind zum Lesen da. Wenn Bücher nicht gelesen werden, verlieren sie ihren Sinn. Das gilt auch fürs Antiquariat Weinek. Mit ihrem niederschwelligen Konzept wollen die beiden einladen, den Mythos „altes Buch“ hinter sich zu lassen und die vielen Geschichten, die in der Steingasse herumstehen, zu genießen. Am besten bei Kaffee, Wein, Kuchen und in guter Gesellschaft. Letztere, sagt Andrew, zieht es komischerweise von Anfang an ins Weinek.

Lieblingsplatzerl.

„Leute lernen sich hier kennen und mögen, das finde ich sehr schön.“

Gespräche, die sich über einige Tische ziehen (auch unbekannterweise) – im Weinek keine Seltenheit. Ihn freue es ganz besonders, sagt Andrew, dass sich Leute hier kennenlernen und auf Anhieb mögen. Wie die Info in die Expat-Community gelangt ist, dass man bei Viola und ihm gut sein kann, weiß Andrew nicht. Nicht ganz unschuldig daran wird wohl die starke Haltung des Lokal-Ladens und seinen Betreiber*innen sein, wenn es darum geht, ein safe space zu gestalten. „Bei uns sind alle willkommen“, sagt Andrew, „vor allem Frauen und die LGTBQI*-Community, wir sind ein sicherer Ort“. Und weil es hier gerade gut passt, müssen wir es schreiben: Das Weinek ist perfekt fürs erste Date. Also, speziell, wenn man schnell austesten will, „wer da bei einem sitzt“, lacht Andrew.

Weinek: Perfekter Ort fürs erste Date

Will man wissen, ob die Person, die man da gerade vielleicht zum ersten Mal trifft, zu einem passt, gibt’s einen smarten Hack. Einfach ein Muschi-Kraft-Bier bestellen. Muschi-Kraft ist ein intersektionales, feministisches Craftbeer aus Wien und am Label prankt eine bunte Vula. „Kommt ein blöder Spruch zum Label“, meint Andrew, „weiß man gleich, mit wem man es zu tun hat.“

Vielleicht auch noch eine gute Idee: Postkarten kaufen.

Ganz ehrlich: Wieso sollten wir uns neue Postkarten kaufen, wenn es die allerbesten uralten Karten im Weinek gibt – viele davon kosten nur zwei Euro (in so einer Schnurkkiste). Wer mehr Zeit hat, kann sich durch das Archiv genießen – vielleicht findet man ja ein Bild von der Uroma oder dem Großonkel aus Deutschlandsberg unter den anderen Schätzen. Wissen kann man es nicht.

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