Das Loch an sich ist in Salzburg allgegenwärtig und macht mehr Probleme, als man vielleicht denken mag. Oft medienstark inszeniert und von schwankender Ärgernis-Qualität, begleitet es einen quasi permanent, ohne dass man es merkt. Irgendwas verschwindet in ihm, mal mehr, mal weniger permanent. Und will man es loswerden, muss es mit irgendwas gestopft werden, das Loch. Meistens mit Geld.
Das bringt uns direkt zum ersten Eintrag: Das neue Paracelsusbad. Es begeistert mit seinen löchrig-undichten Außenbecken und der nervenkitzelnd-unzuverlässigen Deckenkonstruktion abenteuerlustige Kurhausgäste aller Altersklassen. Schön langsam hat das neue Hallenbad wirklich das Potential, Salzburgs Äquivalent zu Stuttgart 21 oder zum neuen Berliner Flughafen zu werden, aber lassen wir uns überraschen.

Symbolbild: Löcher als moderne Kunst.

Blick auf die derzeit schönste Ruine Salzburgs.
Dann gäbe es noch figurative Löcher.
Zum Beispiel das städtische Budgetloch, das mal mehr oder weniger groß ist und unter Beobachtung ständig seine Größe zu verändern scheint. Wie groß es genau ist, oder ob es überhaupt da ist, kann anscheinend niemand so genau sagen und ist spätestens bis zum nächsten Wahlkampf in die Kategorie „Rätsel der Metaphysik“ einzuordnen.
Noch ein figuratives Loch: Das Sommerloch. Es wird in Salzburg gerne mit Overtourism, Disneylandifikation von Sehenswürdigkeiten sowie gratis Öffis für Tourist:innen im ganzen Bundesland gestopft. Letzteres ist ein besonders schönes Signal an die Bevölkerung und bewegt sicherlich vermehrt zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel…

Schönes Altstadtloch.
Schwupp und weg! Löcher als praktische Vorrichtung, in der Dinge wie Wasser oder Geld verschwinden.
Verkehrstechnisch nervt das Loch auch anderswo. Zum Beispiel wenn sich die Leute nicht entscheiden können, ob eine bis Hallein verlängerte Lokalbahn 2.0 nun doof oder gescheit ist und vorsorgehalber Projektgesellschaften gegründet werden, die millionenweise öffentliche Mittel verwursten, nur um am Ende in dem Loch zu verschwinden, das dann eh nie gegraben wurde.
Aber weg von den Öffis. Denn wer was auf sich hält, besitzt ein Auto. Am besten eines aus dem Luxussegment, damit man prestigeträchtig eines nicht muss: Sich mit dem Pöbel irgendwelche Transportmittel teilen und die bereits mehrmals ausgeatmete Leberkassemmerlluft des Mitmenschen inhalieren.
Noch einen Schritt weiter geht hier ein gewisser deutscher Hersteller von Luxusfahrzeugen mit spannender Familiengeschichte. Der will sich nämlich nicht nur keine Transportmittel mit irgendwem teilen, sondern konsequenterweise auch keine Straßen. Deshalb wird es nötig, ganz eigene Wege zu gehen. Sogar unterirdisch, wenn es sein muss.
Und es muss sein. Oder sind Sie schon einmal bei -50°C, barfuß im Schneesturm in einem Porsche Cayenne mit Premium-Lederausstattung und Sitzheizung gesessen und haben versucht, ohne Privattunnel Ihr historisch einzigartiges Anwesen über den Dächern der Stadt zu erreichen? Eben.

Blick auf die derzeit schönste Baustelle Salzburgs.
Der Wille versetzt Berge. Und gepaart mit ein paar Milliarden auf der hohen Kante durchbohrt er sie auch. Zumindest wenn man in Salzburg mit Spitzenpolitikern befreundet ist und einmal im Jahr bei der Festspiel-Eröffnung mit ihnen vor laufenden Salzburg-Heute-Kameras zweckgebunden Wangenschmatzgeräusche ins Fernsehen macht.
Dann nämlich bekommt man die Lizenz zum Bohren für läppische 48.000 €, was bei Wolfgang Porsche satte 0,00027 % seines geschätzten Privatvermögens von 18 Milliarden Euro sind.

Screenshot: Bunte.de
Netter Nebeneffekt des tollkühnen Lochprojekts von Herrn P.: Sympathische Gratis-PR für Salzburg, auch über die Landesgrenzen hinaus. So berichtete etwa das Zentralorgan pearlclutchender Industriellenwitwen im deutschen Sprachraum, die Bunte, über die ambitionierten Maulwurfpläne des Partners der Prinzessin zu Leiningen.
Medienwert: unbezahlbar. Imagegewinn für Salzburg: überschaubar.
Auch abseits des Kapuzinerberges sind Löcher in Bergen ein Garant für Stimmung. Wir erinnern uns zum Beispiel an die von niemandem benötigte Erweiterung der Mönchsberggarage aus dem Jahr 2023, die per Bürgerbefragung versenkt wurde.

Symbolbild: aus dem heimeligen Inneren eines Tunnels

Oder aktuell: Die Tunnelbaustellen auf der A10, die die Bürgermeister staugeplagter Gemeinden wie Golling zu Rächern im Kampf gegen den illegalen Ausweichverkehr werden ließ. Die Bauarbeiten liegen laut Asfinag angeblich im Zeitplan. Spätestens Ende Juni kann man dann wieder regulär – dort wo es sich gehört – im Stau stehen, nämlich direkt auf der Autobahn…

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Gefunden haben wir diesen Account auf Instagram, wo er als @schiaches.salzburg die halbschattigen Seiten der Stadt herzeigt. Was es dort gibt? Found objects, Kurioses aus dem öffentlichen Raum und andere schiache Sachen aus der schönsten Stadt Österreichs. Immer mit im Gepäck? Gesunder Grant, absurder Humor und Sinn für Unsinn.