Die Polizei? Schwul!

Die Polizei ist schwul_Titel Ari Ban

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Der Verein Gaycops Austria kämpft gegen die Diskriminierung homo- und transsexueller Polizist*innen. Wir haben mit dem Obmann Josef Hosp über den Alltag als schwuler Polizist gesprochen.

Bart und Haare von Josef Hosp sind graumeliert bis weiß, an den Fingern stecken goldene Ringe. Schließlich ist er ja verpartnert, mit einem Mann, und obendrein ist er auch noch Polizist. Weil man in diesem männerdominierten Metier als Homosexuelle*r noch mit viel Gegenwind kämpfen muss, hat er vor einigen Jahren den Verein Gaycops Austria mitgegründet. Man muss aktiv werden, man muss was tun, hatte er 2007 gedacht, als sich der Verein aus einer losen Plattform für die Interessen homosexueller Polizisten und Polizistinnen entwickelt hat. Geoutet hatte er sich da schon längst, verbale Übergriffe von Kollegen gab es immer wieder mal. Ein Landespolizeidirektor meinte, dass er als verpartnerter Homosexueller keine Chance auf eine höhere Position hätte.

Einige Kollegen hätten ihm damals sogar den Handschlag verweigert. Die gesamte Abteilung hätte eine Erklärung unterschrieben, in der sie den Außendienst mit Josef ablehnte.

Am größten seien aber die Anfeindungen während seiner Zeit bei der Zollfahndung in den Neunzigerjahren gewesen, erzählt er. Einige Kollegen hätten ihm damals sogar den Handschlag verweigert. Die gesamte Abteilung hätte eine Erklärung unterschrieben, in der sie den Außendienst mit Josef ablehnte. Als dann irgendwann auch seine Beziehung zerbrach, kam das Fass zum Überlaufen: „Da habe ich mir gedacht, ich geb mir jetzt die Kugel.“ Danach wird Hosp in den Innendienst befördert. Die österreichische Variante, um Probleme zu lösen. Ironischerweise zählen einige der Zollfahnder von damals heute zu seinen besten Freunden. Andere reden nicht mehr darüber. Mittlerweile hat Josef keine Angst mehr, öffentlich über seine Homosexualität zu reden. Er war als Referent bei der Menschenrechtskonferenz in Montenegro, bei der europäischen Konferenz in Dublin und spricht vor Klassen in Polizeischulen. Dort zeigt er Filme für Schulungszwecke und klärt die Schüler*innen über das Thema auf.

Die Polizei ist schwul

Und er ist in der Vernetzung seines Vereins aktiv. Meistens sind es Bekannte und Familienangehörige von Polizist*innen, die bei den Gaycops Austria um Rat ansuchen. Der Verein sieht sich als Schnittstelle zwischen Community und Polizei, genau deshalb spielt die Vernetzung eine große Rolle. Innerhalb Österreichs, europaweit. Mehr als 60 geoutete Mitglieder zählt der Verein, weitere 200 bleiben anonym und sind online mit Nicknames aktiv. In Vorarlberg ist Josef der einzige geoutete Polizist. Das ist schade, wie er findet. Das Verstecken beeinträchtige auf lange Sicht die Lebensqualität. Aber selbst Leute im Vorstand würden sich vor Schweineköpfen vor der Haustür fürchten. Zu Unrecht, wie er meint: „Ich wohne in einer 2.000- Seelen-Gemeinde. Vor meiner Tür müssten hundert Tierkadaver rumliegen. Viele Ängste redet man sich bestimmt selbst ein, da gibt Gaycops Austria den Menschen Rückhalt. Aber ich gehe auch 2019 in Pension, deswegen kann ich vorlaut werden.“

Solange manche Kollegen ihn immer noch fragen, warum er schwul sei, gebe es viel zu tun.

Zum Teil seien die Ängste der Betroffenen aber auch berechtigt, sagt Josef. Wer will schon die eigene Karriere gefährden oder sich dem Mobbing der Kolleg*innen aussetzen? „In einer absoluten Männerdomäne hat man es als Frau schon schwer genug.“ Als Schwuler entspräche man eben nicht dem vorherrschenden Männlichkeitsbild. Auch deshalb hat Josef 2014 die Galauniform bei seiner Verpartnerung getragen, voller Stolz. Und der Landespolizeidirektor von Vorarlberg war auch dabei. „Ich wollte ein Zeichen setzen“, sagt er. Solange manche Kollegen ihn immer noch fragen, warum er schwul sei, gebe es viel zu tun. Viel Aufklärungsarbeit, gegenseitige Bestärkung und Stütze in der Community, Öffentlichkeits- und Sichtbarkeitsarbeit. Vielleicht wird das jetzt schwierig, vermutet er. Die neue Regierung sei ja bekanntlich keine große Freundin homosexueller Lebenswelten. „Aber wir geben nicht auf, auch wenn mit der neuen Regierung der Optimismus kleiner geworden ist. Wenn man sich manche Aussagen von Türkis-Blau anhört, kommt dir das Würgen.“ Der Großteil der Bevölkerung, sagt er, pflege aber eine offenere Haltung als Politik und Kirche. Wo immer der Gaycops Verein seinen Infostand aufschlage, überall fänden sich Interessierte. Sie sind auf allen Christopher Street Days in Österreich vertreten und auf dem Regenbogenball in Wien. Und in seinem kleinen Ort in Vorarlberg, in der Dienststelle für Asylfälle selbst, sei seine Homosexualität auch kaum mehr ein Thema. „Es gibt nur noch Einzelne, die schimpfen.“

Dieser Artikel ist zuerst im QWANT. Magazin (Ausgabe 1/2018) erschienen. Die wunderbaren Illustationen stammen von Ari Ban.

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