Crack Ignaz: Kunst, Kitsch und Gwalla

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Crack Ignaz ist Austria’s Sweetheart. So süß wie eine Mozartkugel, so die schönen Haar. Weiters ist er auch: Salzburgs Aushängeschild in Sachen Cloudrap made in Austria, dem die Herzerlbrille steht, wie keinem anderen und der seine größten Erfolge ironischerweise will bei den deutschen Nachbar*innen feiert. Über sein Walten auf dem alpenländischen Thron hat der Monarch uns so einiges erzählt.

Illustration: Julia Aichinger

Wer den Export österreichischer Musik auf die internationale Bühne in den letzten Jahren im Auge behalten hat, kommt neben Wanda und Bilderbuch um den Namen Hanuschplatzflow nicht herum. Das ist im Herzstück Rap, vielmehr aber ein Kunstkollektiv. Zu den Gründern gehört etwa auch Young Krillin, den man ab und an auf Salzburgs Straßen begegnen kann. Mit ihm zusammen hat Crack Ignaz dieses Jahr das Album Bullies in Pullis II aus der Taufe gehoben.

„Wir haben Leute im Grafikbereich, Leute, die Produzenten sind und Rapper. Jeder erfüllt seine Vielzahl an Aufgaben das isses irgendwie“, erklärt Crack Ignaz das Phänomen Hanuschplatzflow. Und er, Crack Ignaz, ist Teil davon. Die Bezeichnung Kunstfigur ist dem selbsternannten König der Alpen suspekt. In erster Linie, sagt er, sei das ein Alias, unter dem Rapper ihre Kunst vermarkten. „Die wenigsten versuchen, eine Kunstfigur zu kreieren oder sich irgendwie zu verstellen.“

Dieses Dasein als Kunstfigur ist es, dem sich die meisten aus der Hanuschplatzflow-Gang verwehren. Unter ihnen tummeln sich meistens Salzburger, dazu der Wiener Yung Hurn, der im Mai mit seinem Album 1220 in den Ring gestiegen ist. Salzburg war aber kein fruchtbares Pflaster, auf dem Rap gut wachsen konnte.

„Zu sagen, dass Hanuschplatzflow in Salzburg entstanden ist, wäre so nicht richtig. Wir haben uns zwar hier kennengelernt, haben aber erst in Wien begonnen, an dieser Sache zu arbeiten.“

Der urbane Hotspot sei in Österreich nun mal Wien. „Wenn man den Statistiken glaubt, sind wir in Deutschland doppelt so erfolgreich wie in Österreich. Die sind um einiges weiter, was das Genre betrifft. Österreich ist von der Struktur her anders.“ Die Städte hierzulande seien, Wien ausgenommen, höchstens semiurban. Es fehlt eben genau diese Urbanität, um den HipHop zu repräsentieren. HipHop und erst recht Cloudrap, das Subgenre, das Crack Ignaz und Co zugeschrieben wird. Aber auch dieser Definition verwehren sie sich.

In Wien beginnt’s also. “Den absoluten Anfang haben Däk Intellekt und Drexor der Stier gemacht, die ersten, die in den späten Zweitausendern Tracks gerappt und veröffentlicht haben.” Das Endprodukt fand Anklang. Gut war, was gefiel und das gilt bis heute. „Für mich war die Einweihung in das Ganze, als ich das erste Mal für einen Sampler von Drexor gerappt habe. Er wollte einen Track mit ganz vielen Leuten machen und hat in seinem Freundeskreis rumgefragt. Dann bin ich einfach eingestiegen und dann ist das alles ziemlich lange vor sich hingebrodelt und in Wien haben wir schließlich angefangen zu connecten.“

Connecten sagt Crack Ignaz immer wieder: Mit Young Krillin und mit dem Produzenten Lex Lugner zum Beispiel, der Anlaufstelle für Trap-Beats in Österreich, ebenfalls Salzburger. Um dieses Connecten habe sich der Hanuschplatzflow langsam herumgesponnen. Eine neue Generation an Musikern, die zeitgenössische Beats verwenden und deshalb, und nur deshalb, von der Presse Cloudrapper genannt werden, findet Crack Ignaz. „Mittlerweile hat sich der Ausdruck so eingebürgert, aber er definiert absolut nichts.“

Cloudrap ist das gern zitierte Gefäß, das sich leger mit sphärischem Syntheziser untermaltem und autogetuntem Sound befüllen lässt. Luftig, kitschig, zugedröhnt, schreibt etwa die Zeit.

Verstrahlt und skizzenhaft der Standard, und alle rätseln weiter über den bewussten bis bewusstlosen Dadaismus. Exzesse über Drogen, Frauen und Gwalla, also Geld, übersteigert mit einer guten Portion Ironie und eben Kitsch. Das mag manchmal Lachen, manchmal Empörung provozieren. So hält und genießt es auch Crack Ignaz. Mit dem Kitsch, wenn er selbstgefällig über sein Dasein als Bad Boy sinniert: Sag mir, willst du mit ´nem Real Hawerer leiden oder ned? Der Real Hawerer mixt gerne Hip Hop-Slang und heimatliche Mundart.

Provokant ist für manche ein anderer Track. Der Trubel um den Clip zu „König der Alpen“ riss nicht ab, auch deshalb, „weil sehr sehr viele Menschen in Österreich ein Problem damit haben, wenn ein dunkelhäutiger Mensch auf den Alpen steht und sagt, er ist der König“, sagt er. Und:

„Ich rapp jetzt nicht darüber, dass die Leute so gemein sind, weil sie mich nicht als Österreicher sehen. Stattdessen mache ich den Song, um ihnen dabei zuzuschauen, wie sich selbst damit auseinandersetzen.

Die schreiben in die Kommentare rein ‚ey, was macht der Neger da in den Alpen‘. Das erzeugt einen Diskurs, den man als Musiker nicht erreichen könnte, wenn man mit dem Finger draufzeigt.“ An seiner eigenen Musik versucht er, das Politische auf einer unterschwelligen Ebene zu vermitteln. Und wenn das Politische manchmal außen vor ist, ohne geile Message, dann ist das so. Musik muss nichts.

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