Cleanup Walks: Saubermachen 2.0

Müll sammeln Salzburg

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Cleanup Walks erfreuen sich auch in Salzburg immer größerer Beliebtheit. Wir haben uns mit dem Team von Nature awakes auf einen Müllspaziergang gemacht.

Zugegeben: Ehrenamtliche Müllsammler*innen gibt es schon seit vielen Jahren. Doch lange Zeit galten die engagierten Aufräumer*innen als eher spießige Zeitgenossen. Dieses Bild hat sich in Zeiten von Social Media und Klimakrise gedreht: Auf Instagram kursieren tausende Videos, in denen sonnengebräunte Surfer*innen vermüllte Strände von Plastik befreien und Influencer nutzen ihre Fernreisen nach Bali, um sich mit Müllsack und Greifzange in Szene zu setzen.

Vom Spießerhobby zum Trendsport

Seitdem ist der Enthusiasmus für das gemeinsame Zusammenräumen auch bei der jungen Generation voll entfacht. Und so ist es kein Wunder, dass ausgerechnet im Vorjahr zum ersten Mal der World Cleanup Day stattgefunden hat. 24 Stunden lang zogen am 15. September Menschen aus aller Welt mit Handschuhen, Küberln und Schauferln los, um ihre Umgebung von Müll zu befreien. Auch in Salzburg fand der Ruf nach dem gemeinsamen Saubermachen Gehör. Hier organisierte das Team von Nature awakes einen Spaziergang, um gemeinsam den Mönchsberg zu säubern.

Müll sammeln Salzburg

300 Kilo Müll an einem Tag

Christian Dackau ist Gründer von Nature awakes und erinnert sich an den Aha-Moment bei der Wanderung über den Mönchsberg: „Bei unserem ersten Cleanup Walk haben wir innerhalb weniger Stunden über 300 Kilo Müll gesammelt. Das hat uns wachgerüttelt“, erzählt Dackau, dessen Outdoor-Unternehmen Freizeitangebote für Kinder und Erwachsene anbietet.

Seitdem organisiert Nature awakes an jedem letzten Samstag des Monats einen Cleanup Walk. Dieses Mal ist das Salzachufer auf Höhe der Handelsakademie dran. Während Dackau mit seiner Greifzange gefühlvoll einen Zigarettenstummel vom Boden in seinen blauen Kübel manövriert, erzählt er von den Erfahrungen der letzten Monate: Zu Beginn habe man die Cleanup Walks als Plogging-Events angedacht. Der Trend stammt aus Schweden und ist eine Wortschöpfung aus den Begriffen Joggen und Plocka (aufräumen).

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So lange dauert es, bis unser Müll sich zersetzt:

Zigarettenstummel: 1-5 Jahre
Bananenschale: 2-5 Wochen
Taschentuch: 2-4 Wochen
Plastikflasche: 450 Jahre
Getränkedose: 200 Jahre
Glasflasche: unbestimmt
Wegwerfwindel: 450 Jahre

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Doch bald habe man die Nachteile des Ploggings erkannt: „Das ständige Abbremsen beim Joggen geht sehr auf die Gelenke. Außerdem gibt es jede Menge Leute, die nicht ganz so fit sind.“ Deshalb hat sich Dackau mit seinem Team für Cleanup Walks entschieden. Das Equipment zum gemeinsamen Zusammenräumen stellt Nature awakes. Bevor es losgeht, gibt es außerdem eine kurze Einführung. Dabei wird darauf hingewiesen, was aufgesammelt wird und was besser liegen bleibt: „Gleich bei unserem ersten Cleanup Walk hat uns ein Kind im Wald ganz begeistert ein Spritzbesteck gebracht. Seitdem erklären wir gleich am Anfang, dass es Dinge gibt, die unsere Teilnehmer nicht angreifen sollen.“

Müll sammeln Salzburg

An diesem sonnigen Samstagnachmittag sind sechs eifrige Müllsammler*innen der Einladung gefolgt. Schon wenige Minuten nach dem Start stellt sich heraus: Das Salzachufer ist nur scheinbar sauber. In den Kübeln der Teilnehmer*innen landen nicht nur unzählige Zigarettenstummel, sondern auch Getränkedosen, Flaschen, Feuerzeuge und Sackerl mit Hundescheiße. Ein bekanntes Bild, wie Dackau erklärt: „Im Sommer spielt es sich am Salzachufer ab, dementsprechend sieht es auch aus. Im Winter dagegen ist die Verschmutzung hier etwas geringer, die Hotspots verlagern sich.“ Zum Beispiel auf den Plainberg, wo Nature awakes kurz nach Neujahr einen Cleanup Walk organisiert hat. „Für die hunderten abgeschossenen Feuerwerkskörper haben wir einen Leiterwagen gebraucht“, erinnert sich Dackau.

Problemfall Tschickstummel

Vor allem die Zigarettenstummeln seien nach wie vor ein Problem, sagt Dackau. Laut Statistik machen sie insgesamt 30 bis 40 Prozent des weggeworfenen
Mülls im städtischen Raum aus. Weltweit sollen es jährlich bis zu 4,5 Billionen Stück sein. Wegen der vielen Giftstoffe sind sie eine Gefahr für spielende Kinder und verschmutzen Salzburgs Gewässer. Trotzdem weigert sich die sonst so verbotsfreudige Stadt bisher, ein Rauchverbot auf Kinderspielplätzen auszusprechen.

Müll sammeln Salzburg

Mit ihren Cleanup Walks ist das Team von Nature awakes mittlerweile nicht mehr alleine: Im letzten Jahr haben zum Beispiel auch die Grünen Aufräumspaziergänge organisiert. Schon seit vielen Jahren gibt es darüber hinaus den Gaisberg Clean Up. Dabei nutzen Freiwillige das Wochenende rund um den Muttertag, um Salzburgs Hausberg von Müll zu befreien. Auch die Stadt Salzburg setzt auf Bürger*innenbeteiligung, wenn auch auf etwas andere Art: Bei den Müllbusters werden Salzburger*innen jedes Jahr im Frühling dazu aufgerufen, Verschmutzungen zu melden. Um das Aufräumen an sich kümmern sich dann die Profis vom Magistrat.


Dieser Artikel ist zuerst im QWANT.Magazin 10/2019 erschienen. Hol dir jetzt dein Gratis-Abo!

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