An mein 20-jähriges Ich

Kommt man in sein 30. Jahr, macht es zuerst einmal gscheid Bumm. Jüngere sagen dann: „Was führst dich denn so auf? Ist doch nur eine Zahl.“ Ältere haben schon längst vergessen wie es war. Und man selber? Fühlt sich immer noch wohl neben den 16-jährigen Busproleten, stört sich aber auch nicht mehr an der Stille. Wenn man 30 wird, hat man ein bisschen etwas erlebt. Als mich meine Kollegin, mit ihren Anfang 20, gefragt hat, was ich meinem 20-jährigen Ich mitgeben würde, habe ich zum Nachdenken angefangen. Und einige Dinge zusammengeschrieben, deren Wichtigkeit und Wahrheit sich in den letzten zehnirgendwas Jahren relativiert haben. Nun, mein liebes 20-jähriges Ich, this one goes out to you!

#1 Stress dich nicht so: Die Uni ist jedem scheißegal!

Denke ich an meine Zeit an der Uni zurück, erinnere ich mich an wenig. Woran ich mich aber erinnere, war der Stress, den ich mir selbst gemacht habe. Möglichst schnell fertig werden, möglichst gut sein, keinen einzigen Tag/Semester/etc. verschwenden. Ganz ehrlich: Mich hat noch nie (also wirklich nie) jemand gefragt, welche Noten ich hatte, ob ich auf der Uni was gelernt habe oder wann ich fertig geworden bin. Generell interessieren sich Menschen nämlich selten für andere, außer diese können eines ihrer Probleme lösen. Wir lernen daraus: Die Sachen macht man echt für sich selbst – hatten die Lehrer*innen in der Schule also doch recht. Naja. 

#2 Die Zweifler*innen lügen, denn: Auch Publizistik-Studis bekommen Jobs

Als stolze Magistra (ja, VOR Umstellung auf Master) der Medienwissenschaften wurde mir noch vor der Inskription vorhergesagt, dass ich mich aufs AMS einstellen kann. Alles Lügen. Auch Medienwissenschaftler*innen können in schlecht bezahlten Jobs arbeiten, wenn sie sich nicht dagegen entscheiden. Ob es gscheider wäre, eine Lehre zu machen, ist hier nicht die Fragestellung, aber eine interessante Idee. 

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#3 Verschwende deine Jugend (nicht)!

Im Leben wurde uns immer aufgetragen, alles zu geben. Für die Ausbildung, den Job, blablabla. Hä? Alle müssen immer besser, schneller und gscheiter werden. Liebes 20-jähriges Ich: Nimm dir Zeit. Gammel in den Ferien herum. Geh auf Reisen. Schlaf jeden Tag aus und sei die ganze Nacht auf. Nie mehr in deinem Leben wirst du so viel Zeit haben wie jetzt. Weil mit 30 bist du um 10 im Bett – außer zu Silvester, da druckst du es bis Mitternacht durch. Vom Leben mit Kindern will ich gar nicht anfangen. Apropos Kinder:

#4 Man wird nicht sofort schwanger, nur weil man einen Mann ansieht

Horrorgeschichten, die mich und meinen gesamten weiblichen Freundeskreis viele Jahre verfolgt haben: Bisschen rummachen und schon ist man schwanger. Nein, liebe Leute: So einfach geht das nicht. Komisch eigentlich, dass von allen Ängste die der „zu frühen Schwangerschaft“ es war, die mir mitgegeben wurde – ganz so, als handle es sich um eine selbstverschuldete, unheilbare Krankheit. Und dann erlebt man in den 30ern ganz viele Leidensgeschichten mit, die sich um diese Idee der Elternschaft und des Kinderkriegens drehen. Seltsame Welt. 

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#5 Ein Ort alleine macht dich nicht glücklich

Zwischen 18 und 24 Jahren habe ich die Welt bereist und immer versucht, mich über Orten zu definieren: Paris, Genf, Washington DC. Das waren tolle Jahre und super Erfahrungen. Aber ein Ort alleine macht dich nicht glücklich. Was bleibt sind zwei Dinge: Gute Freundschaften über Salzburg hinaus und die Erkenntnis: Es wird nie so sein wie woanders. Bereuen tu ich trotzdem nichts und würde es auch allen empfehlen, so viel wie möglich von der Welt zu sehen. Fahrt aber mit dem Zug hin und lasst das Flugzeug stehen, bitte.

 

#6 Familie zählt!

Mein 20-jähriges Ich bricht spätestens JETZT in lautes Gelächter aus. Früher wollte ich alle Spuren einer Vergangenheit hinter mir lassen. Jetzt fahre ich mit Freude zu Familienfeiern, treffe meine Großeltern gerne und genieße Kaffeetrinken mit meiner Mama. Der Gedanke, meinen Neffen nicht aufwachsen zu sehen oder mit meinem Opa einmal im Jahr zu telefonieren, treibt mir fast die Tränen in die Augen.

#7 Verschwende keine Zeit mit Menschen, die dich anzipfen. Sei loyal mit denen, die es auch mit dir sind.

So einfach ist das.

 

#8 Naiv zu sein, macht total Sinn

Seit ich meine eigene Firma habe, weiß ich um den Wert von naiver Blindheit. Nicht immer alles tausend mal durchzudenken, abzuwiegen und Risiko vor Erlebnisse zu stellen, ist gut. Sich trauen, auch mal unvernünftig zu sein, auch wenn wirklich JEDE*R die abrät, muss man mal ausprobieren.

#9 Mit 30 ist man nicht erwachsen

Und man wird es auch nie. Ich fühle mich immer noch wie ein junges Mädchen, das gerade aus der Schule raus ist. Ich habe letztens meine Mama gefragt, ob es ihr da anders geht. Turns out: Sie hat es auch vollkommen verpasst, erwachsen zu werden. Offenbar geht es aber auch ohne. 🙂

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#10 Manche Zahlen muss man ignorieren können

Ich spreche hier nicht vom Pensionskonto (wobei?). Es gibt viele, also vieeele Zahlen, die man nicht zum Vergleich heranziehen soll. Gewicht, zum Beispiel. Die Zahl, die im Makerl der Hose steht. Oder Besitz. Der hat eine 146m2-Wohnung geerbt? Ja, ok. Die verdient 100k im Jahr? Ja, super. Es klingt total einfach, aber es muss wirklich für einen selbst passen. Wenn man sich schon vergleichen muss, dann bitte über sinnvolle Dinge, wie: Wieviele ehrenamtliche Stunden leistest du? Wie oft hast du dieses Jahr wieviel gespendet? Wird jetzt wieder jede*r sagen, die Oide spinnt, die lebt in ihrer eigenen Welt, aber eine blöde Idee ist es trotzdem nicht. Und sei es nur aus dem einfachen Grund, dass wir von den hirnrissigen kapitalo-Stories von Menschen verschont werden, denen es mehr als gut geht und die sich trotzdem noch über jeden Cent aufregen, den wer anderer mehr hat als sie. 

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