Junge Menschen generell, aber junge Frauen besonders machen sich Sorgen um ihre finanzielle Zukunft. Das hat viele Gründe, einer davon sind weibliche Lebensläufe. Diese sind geprägt von Herausforderungen, die nicht selten im Gegensatz zu finanziellen Sorglosigkeit stehen: weniger Gehalt, viel unbezahlte Care Arbeit, längeres Leben. Gleichzeitig ist Finanzbildung ganz stark an die eigene Familie gekoppelt, weil der Kontakt mit dem Konzept „Geld“ bereits im Kleinkindalter passiert. In der Schule wird Finanzbildung langsam ein Thema, allerdings fehlt es an flächendeckenden Lösungen, sagt Lena Gugenberger. Sie arbeitet bei Three Coins, einem Sozialunternehmen mit Fokus auf Finanzbildung. Ihr Ziel: einen guten Umgang mit Geld weitergeben. Und damit das gelingen kann, müssen wir sechs Fertigkeiten trainieren.
#1 Überblick über das eigene Budget haben
Dieser Punkt bildet die Basis. Um einen guten Umgang mit Geld zu haben, muss ich mir einen Überblick über mein Budget verschaffen. Und einverstanden damit zu sein, nicht mehr auszugeben, als ich habe. Gedanken zum eigenen Finanzplan gibt’s hier.
#2 Reflektierte Konsumentscheidungen treffen können
Reflektierte Konsumentscheidungen treffen, das bedeutet ganz konkret: Einen Nachdenkmoment vor einem Kauf einzubauen. Warum möchte ich etwas kaufen? Entspricht der Kauf meinen Werten und Zielen? Ist das eine Ausgabe, die ich brauche oder fällt sie eher in die Wollen-Kategorie?
#3 Sich externer Faktoren bewusst zu sein
Kaufverhalten unterliegt vielen Einflüssen. Man sollte sich bewusst sein, dass es zum Beispiel Gruppendruck gibt. Dass man Social Media Marketing ausgesetzt ist – mit personalisierter Werbung, die auf gefühlt tausend Kanälen daherkommt. Hier gilt: Bewusstsein für diese Einflüsse entwickeln und gegebenenfalls Strategien finden, ihnen entgegenzuwirken.
#4 Sich auf Unerwartetes vorbereiten
Die Faustregel ist: Einen „Notgroschen“ anzusparen, der drei bis sechs Monate Lebenserhaltungskosten deckt, auch wenn das Einkommen wegfällt. Ansparen ist ein Prozess, man startet nicht mit drei Monatsgehältern, sondern spart in kleinen Häppchen drauflos.
#5 Sparziele setzen
Hier geht es um den Blick in die Zukunft. Was wünsche ich mir in den nächste ein bis zehn Jahren? Hat man eine Vorstellung, setzt man sich Sparziele. Sparziele sind ein effektives Mittel, um langfristiges Sparen zu entwickeln.
#6 Das längste Sparziel: fürs Alter vorsorgen
Die letzte Fertigkeit beschreibt das längste Sparziel, die Vorsorge fürs Alter. Speziell für Frauen ist das ein wichtiges Thema, weil sie doppelt so häufig wie Männer von Altersarmut betroffen sind. Und die staatlichen Pensionen für Frauen momentan nicht besonders rosig aussehen.
Warum wir über Geld reden müssen!
>>> Taschengeld-Gap: Studien zeigen, dass Mädchen rund 20 Prozent weniger Taschengeld bekommen, als Buben. Das ist in etwa die Höhe des Gender Pay Gap (18,4 Prozent), die Differenz also, um die Frauen weniger verdienen, als Männer.
>>> Rund zwei Drittel der weiblichen Lehrlinge suchen sich weiblich dominierte Berufe, also schlechter bezahlte Berufe aus.
>>> Frauen sind in Beziehungen finanziell eher abhängig vom Partner und somit durch Trennungen größeren finanziellen Risiken ausgesetzt, als Männer. Stichworte: Überschuldung (durch geringe Einkommen und Erziehungsverantwortungen)
>>> Fast die Hälfte aller Mütter arbeiten in Teilzeit (Männer: ca. 8 bis 10 Prozent). Zehn Jahre nach Geburt des Kinder verdienen Frauen 50 Prozent weniger als vor der Geburt. Man sagt: Durch jedes Jahr in Teilzeit-Jobs verliert man 1 Prozent der Pension. Bei 10 bis 20 Jahren Teilzeit sind das 10 bis 20 Prozent Einbußen.
>>> Frauen verdienen weniger, leben aber länger. Heißt: Mit weniger Einnahmen müssten Frauen ein höheres Kapital aufbauen. Eine durchschnittliche Frauenpension beträgt 1.200 Euro netto. Die eines Mann 1.800 Euro.
Die drittgrößte Angst von Frauen ist die Altersarmut.
Und so, wie sich die Statistik zeigt, ist die Angst nicht unbegründet. Lena Gugenberger sagt: „Es ist wichtig an einigen, relevanten Punkten zu arbeiten.“ Wenn Mütter in Teilzeit arbeiten, könnte man Mechanismus finden, die fehlende Erwerbsarbeit ausgleichen. Pensionssplitting, vom gemeinsamen Einkommen eine Vorsorge einzahlen, oder viel früher ansetzen. Zum Beispiel als sehr junge Frau. Wer mit 20 oder 25 Jahren beginnt, eine Vorsorge anzusparen, kommt mit ca. 10 bis 15 Prozent des Einkommens aus. Die Zahl steigt, umso älter man wird.
Sinnvolles Learning: einen guten Umgang mit Geld entwickeln
Ein guter Umgang mit Geld hat erstmal nichts mit Taschenrechner und Co zu tun. Sondern damit, ob meine Ausgaben sich mit meinen Wünschen und Werten decken. Um sich mit den eigenen Werten bekannt zu machen, könnte man sich folgende Fragen stellen:
- Wie stelle ich mir mein Leben vor?
- Wie kann ich mir dieses Leben leisten? Was sind die Kosten?
Guter Umgang mit Geld bringt viele Vorteile: Weniger finanzieller Stress, ein Sicherheitsgefühl, Selbstbestimmung, Motivation und größerer finanzieller Spielraum. Und: Der gute Umgang ist keine Rocket Science.

Wie ihr eurem Geld auf der Spur bleibt
Saperlot, jetzt ist das Geld schon wieder weg! Mit diesen Tipps bleibt ihr eurem Geld auf der Spur und wisst zumindest, wofür ihr wieviel ausgegeben habt.

Schwerpunkt: Frauen und Geld
Frau & Arbeit sagt: Frauen, schaut’s auf euer Geld! In den kostenlosen Modulen „Frauen & Geld“ werden viele Basics geschaffen.

5 Tipps, um euer Money Mindset verstehen zu lernen
„Frau & Arbeit“ ist eine Beratungsstelle für Frauen in allen Lebenslagen. Bei „Frauen & Geld“ geht’s darum, Frauen eine produktive Einstellung zu Geld zu vermitteln.
So erarbeitet ihr euch einen guten Umgang mit Geld:
- Überblick schaffen: Eh kloa, aber zum hundertsten Mal: Wieviel Geld nehme ich ein, wieviel geb ich aus?
- Konsumverhalten überprüfen: Einfache Frage stellen. Will ich das oder brauche ich das? Hat die Ausgabe Folgekosten, die ich mir leisten will/kann?
- Stabilität schaffen: Einen Geldpolster von mindestens drei Monatseinkommen ansparen, Sparquoten errechnen und fixieren und Sparziele definieren
- Sich mit der eigenen Pension vertraut machen: Auf Pensionskonto.at könnt ihr euch mit der Austria ID einloggen und schauen, was schon auf eurem Pensionskonto liegt und wie die Prognose aussieht. Damit könnt ihr eure Pensionslücke errechnen, das Geld also, das ihr zusätzlich zur Pension brauchen werden, um leben zu können.