50 Hendln und zwei Vollzeitjobs

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Zuerst haben Robert und Robert, die beiden Weier­egg-Bauern am Untersberg, auf Amazon einen Hühner­stall bestellt, einen fertigen. „Nach einer Woche sind wir draufgekommen, dass das eigentlich der größte Blöd­sinn war, den es gibt“, meint Robert Hörbst, aber aus vier Glucken wurden dann irgend­wie trotzdem 50 Hendln und ein Hofladen. Ein Stallbesuch. 

„Also geplant war das gar nicht!“, lacht der eine Robert, Gisshammer mit Nachna­men, als er erzählt, wie eigentlich alles losging, also das mit den Hühnern, der selbstgemachten Suppenwürze und dem Bauernhof mitten in der Stadt. Er und Robert, Familienname Hörbst dieses Mal, bekamen vor einigen Jahren vier Zwerg-Wyandotten geschenkt, „Scheidungs­kinder“ auf der Suche nach einem neuen Zu­hause nach der Trennung eines befreundeten Pärchens.

Hendlfarm

Eine der vier Original-Glucken stakst auch heute noch im Stall herum und brütet fleißig fremde Eier aus. Eigene legt sie nicht mehr, mit ihren stolzen sieben Jahren ist die alte Henne quasi schon in Pension, eine Oma unter den vielen Hendln. „Alte Hennen dürfen bei uns weiterhin alt werden“, erklärt Robert Hörbst wie selbstverstltndlich. Und die jungen Hähne? „Bevor sie sich selbst umbringen, gegenseitig, lassen wir sie schlachten“, das heißt, sofern sich niemand findet, der sie lebend kaufen möchte. Bei Hähnen ist das allerdings selten, schließlich legen die sowieso keine Eier. Wenigstens schmeckt das Fleisch.

Aus vier mach fünfzig

Dass in Weieregg überhaupt Küken geboren werden, dass manchmal ein paar Hähne dabei sind und dass aus vier Zwerg-Wyandotten ein kleiner Hofladen mit Eiern von bis zu 50 Hendln und selbstgemachten Schmankerln wurde, das hat sich so ergeben, irgendwie. „Hennen brauchen natürlich einen Hahn, aber ein Hahn mit nur vier Hühnern ist auch ein bisschen wenig“, sagt Robert Gisshammer. „Da braucht man mehr Hühner, die brüten dann und so steigert sich das.“

Hendlfarm

Brüten würden Wyandotten am liebsten die ganze Zeit, auf so vielen Bruteiern wie unter das Hendl passt. „Der Aberglaube sagt immer ungerade“, erklärt uns Robert Hörbst. „Macht ihr das auch so?“, fragen wir, „Ja“, tönt es einstimmig zurück und weil Robert und Robert dann auch noch ande­re alte Rassen schön finden, pickt bald ein Haufen Küken mit Mamahennen im Garten nach Käfern. Der Amazon-Stall ist zu dem Zeitpunkt schon Ge­schichte, längst hat Robert (noch immer Hörbst) einen eigenen gebaut.

Die Hendln? Nur so nebenbei…

Eine richtige Landwirtschaft ist Weieregg aber trotzdem nicht, meinen beide. Schließlich hat jeder noch einen 40-Stunden-Job, nein, „Mehr­Stunden-Job!“ sogar, lacht der selbstständige Robert, Gisshammer. Er sei aber auch nicht der eigentliche Bauer, fügt er hinzu, der wirkliche Hühner-Experte sei Robert. Also, der andere. Der kümmert sich auch jeden Tag vor der eigentlichen Arbeit um die Hendln, baut Ställe und Gitter und überlegt sich Rezepte für die hausge­machten Sirupe, Suppenwürze und andere Köstlichkeiten. Zuerst ein paar Gläser, dann ein paar mehr, fünfzig, hundert, letzten Herbst sogar 350.

„Alte Hennen dürfen bei uns weiterhin alt werden“

„Ich bin halt ein Selbermacher“, sagt er, und: „Mir macht das einfach irrsinnig viel Spaß.“ Was er noch nicht kann, bringt er sich bei, mit Büchern und vor allem dem Internet. Besonders in Foren gäbe es viele Informationen und gute Kontakte, sagt Robert Hörbst. Aber auch jede Menge militante Hühnerzüchter*innen: „Winter, Hühnerstall isolieren oder nicht isolie­ren, das sind ja Glaubenskriege.“ Beide Roberts lachen. Und fügen hinzu: „Nein, den Hühnerstall isolieren sie im Winter nicht. Aus Überzeugung.“

Hendlfarm

Legeleistung: „So oder so wurscht“

Noch etwas, bei dem sich Robert und Robert ganz sicher sind: Wärmelampen, Legeoptimierung und künstliches Tageslicht brauchen sie nicht. Die al­ten Hühnerrassen sind nicht auf Leistung gezüchtet, und überhaupt: „Es ist so oder so wurscht.“ Im Win­ter legen die Hendln weniger, an sehr heißen Tagen sowieso, im Frühling vielleicht wieder mehr, ganz egal, meint Robert Gisshammer. Und: „Alles, was auf Leistung geht, geht auf Lebenszeit der Hühner.“ So alt wie die Wyandotten-Oma würde mit Legedruck hier sonst bestimmt keine Henne mehr werden.

Dafür lassen sich in einem so entspannten Hendl­leben auch ganz besonders köstliche Eier legen. Die Dotter sind oft viel dunkler, obwohl keine Farbstoffe gefüttert werden, die Schale härter, der Geschmack in­tensiver. Das wissen nicht nur die beiden Roberts zu schätzen: „􀀴Wir bekommen so viele Anfragen, das kann man gar nicht alles bedienen“, meint Gisshammer. Nicht einmal mit 50 gackernden Hendln im Garten.“

Dieser Artikel ist zuerst im QWANT. Magazin (Ausgabe 1/2018) erschienen. 

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