10 bemerkenswerte Bäume in Salzburg

Bäume in Salzburg

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Salzburger Bäume und ihre Geschichte

Würde man das komplette Stadtgebiet von Salzburg abklappern, dann würde eines besonders ins Auge stechen: Rund um Salzburg sind wir mit ziemlich vielen Bäumen gesegnet. Und der Schein trügt nicht. Salzburg hat von allen anderen Städten in Österreich mit Abstand den größten Waldanteil in der Innenstadt – ganze 11 % sind es. Etwa 20.000 Bäume stehen auf öffentlichem Straßengrund oder in öffentlichen Parkanlagen der Stadt – private Bäume nicht mitgezählt. Grund genug, sich bestimmte Salzburger Bäume etwas genauer anzuschauen.

Welche Geschichten haben Salzburgs Bäume zu erzählen? Und wo befinden sich überhaupt die ältesten Bäume der Stadt? Diese Fragen haben wir uns vor kurzem gestellt und gesehen, dass das Internet hier schnell an seine Grenzen kommt. Deshalb haben wir bei einem Kenner des Fachs nachgefragt und uns mit Dr. Reinhard Medicus zum Interview getroffen.

Geht es um den Erhalt von Bäumen bzw. von Grünflächen, spielt auch die Grünlanddeklaration eine wichtige Rolle. In unserem Artikel über Salzburgs Wohnkosten hat sich unser Redakteur näher damit beschäftigt.

Reinhard Medicus ist Biologe und leidenschaftlicher Stadtgeschichtler – kurz: ein wandelndes Lexikon. „Salzburg ist eine orographisch vielfältige Stadt, weil die Grenze zwischen Alpen und Alpenvorland haarscharf durch die Altstadt geht.“ Dadurch ergibt sich eine hohe Anzahl an Lebensräumen und Artenvielfalt. Von der „grünen Stadt Salzburg“ schwärmten übrigens auch schon viele Schriftsteller*innen, Maler*innen und Komponist*innen in der Romantik.

Zur grünen Stadt Salzburg tragen die bereits erwähnten 20.000 Bäume erheblich bei. Einige dieser Bäume haben bereits mehrere hundert Jahre auf dem Buckel, wurden zu speziellen Anlässen gepflanzt oder zum Naturdenkmal ernannt. Wir haben Reinhard Medicus gefragt, welche Bäume interessante Geschichten auf Lager haben – und er hat uns 10 davon erzählt.

#1 Lilli-Lehmann-Linde

Standort: Garten der Stiftung Mozarteum

Lilli-Lehmann-Linde Lilli-Lehmann-Linde

Lilli Lehmann war eine Pionierin ihrer Zeit, die eine internationale Karriere als Opernsängerin hinlegte. Wenn man von „ihrer Zeit“ spricht, dann ist damit das Ende des 19. und der Anfang des 20. Jahrhunderts gemeint. Lilli Lehmann trat nicht nur in den großen Opernhäusern in Österreich, Deutschland, England oder Frankreich auf, sondern war auch in den USA mehrmals auf Tournee – ganz schön beachtlich für diese Zeit. Obwohl sie in Würzburg geboren wurde, hat Lilli Lehmann auch in Salzburg mehrere Spuren hinterlassen. Sie war Hauptmäzenin und Mitbegründerin der Internationalen Stiftung Mozarteum und erhielt 1920 als erste Frau überhaupt die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg.

Ihr zu Ehren pflanzte die Stiftung Mozarteum im Jahr 1914 eine Linde. Die offizielle Einweihung, die im August 1914 stattfinden sollte, fiel dem Krieg zum Opfer. Warum ausgerechnet eine Linde ausgewählt wurde? „Die Dorflinde genoss in früheren Zeiten Schutzcharakter. Sie sollte abschirmen und beschützen und wurde meist in der Mitte eines Ortes oder auf Bauernhöfen gepflanzt“, sagt Reinhard Medicus. Die Lilli-Lehmann-Linde ist in ihrer Ursprungsidee ebenfalls eine solche Schutzlinde.

#2 Die Eichen in Hellbrunn

Standort: Hellbrunner Allee

Hellbrunner Allee Hellbrunner Allee

Wer sich auf die Suche nach Salzburgs ältesten Bäumen macht, muss die Hellbrunner Allee entlang fahren. Alleen wurden besonders gerne in der Renaissance angelegt, um optisch in die Unendlichkeit zu verlängern. Auch der Schlossgarten in Hellbrunn endet nicht an der Schlossmauer und nicht am Wasserparterre, sondern – am Horizont. Die Hellbrunner Allee (samt der Fürstenweg-Allee) ist die älteste erhaltene Allee Mitteleuropas.

Ursprünglich wurden hier Eichen, Buchen und Schwarzpappeln gepflanzt, wobei es letztere längst nicht mehr gibt. Das Holz der Schwarzpappeln ist brüchig und kann nur etwa 100 Jahre bestehen. Die Hellbrunner Allee erweist sich als besonders wertvoll für die Tier- und Pflanzenwelt und man findet dort zum Beispiel Totholzkäfer, Fledermäuse, Große Abendsegler und seltene Flechtenarten. Die Allee und der umliegende Baumbestand sind mit Abstand der größte Altbaumbestand an Linden und Eichen im Land Salzburg und deutlich darüber hinaus.

Die ältesten Bäume in der Hellbrunner Allee gehen wahrscheinlich auf 1615 zurück – also auf das Jahr, in dem sie gepflanzt wurden. Es handelt sich dabei um Eichen und sehr wahrscheinlich um die ältesten Bäume Salzburgs.

#3 Stefan-Ludwig-Roth-Eiche

Standort: Am Waldrand in Morzg, wo der Obus in Richtung Birkensiedlung einbiegt

3. Stefan-Ludwig-Roth-Eiche 3. Stefan-Ludwig-Roth-Eiche

Man stelle sich folgendes vor: Im Frühjahr 1817 macht ein junger Student in Morzg Rast unter einem schattigen Baum und hält diese Tatsache in seinem Tagebuch fest. Bei diesem Studenten handelte es sich um Stephan Ludwig Roth. Der spätere Schriftsteller konnte hier Anfang des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich noch in Ruhe Tagebuch schreiben, ohne von vorbeirasenden Autos und einbiegenden Bussen gestört zu werden. Einige Jahre später wurde Stephan Ludwig Roth zum humanistischen Wortführer der Siebenbürger Sachsen sowie ein evangelischer Pfarrer. Als die nationalistischen Ungarn bei den Revolutionen von 1848 unter anderem die Wiedervereinigung Siebenbürgens mit Ungarn erklärten, wurde Stephan Ludwig Roth inhaftiert und schlussendlich auch erschossen. Seine Werke sind bis heute vielgelesen und die Stieleiche in Morzg erinnert bis heute an ihn. „Leider ist sie pilzbefallen und wird wohl keine 20 Jahre mehr überstehen“, ergänzt Reinhard Medicus.

#4 Die Volkslied-Linde

Standort: Richterhöhe

Volkslied-Linde Volkslied-Linde

Fast 90 Jahre hat auch schon die Volkslied-Linde auf der Richterhöhe auf dem Buckel. Der Baum wurde in der Zwischenkriegszeit 1931 von einem Mittelschülerverband gepflanzt und dem Volkslied gewidmet. Hier steht sie auch heute noch und ist durch einen kleinen Gedenkstein gekennzeichnet. Fast daneben befindet sich übrigens auch die Gedenkstätte von Eduard Richter, nach dem die Richterhöhe benannt wurde.

#5 Peter-Pfenninger-Marterl und ehemalige Kastanie

Standort: Am Beginn der heutigen Zaunergasse

5. Peter-Pfenninger-Marterl 5. Peter-Pfenninger-Marterl

Peter Pfenninger war der letzte Berufsfischer der ehemaligen Steuergemeinde Liefering – und zwar zu der Zeit, in der die Salzach begradigt wurde und die fischreichen Wässer in Liefering zunehmend ausgetrocknet sind. Er brachte 1877 seine Fischereirechte in eine Schenkung ein und als Liefering 1938 in die Stadt Salzburg eingemeindet wurde, wurde diese aufgelöst. Bis 1950 – in diesem Jahr errichtete man die Peter Pfenninger Schenkung wieder.

Peter Pfenninger war nicht nur Fischer, sondern auch alkoholkrank und hielt sich mit Müh und Not über Wasser. Als er eines Tages betrunken die Lieferinger Straße entlang ging (heute: Zaunergasse) stürzte und starb er. An der Stelle, an der er das Zeitliche segnete, wurde ihm zu Ehren drei Jahre später, im Jahr 1885, ein Denkmal von den Fischern gesetzt und eine Kastanie gepflanzt. Für den Baum war der Standort jedoch alleine des Verkehrs wegen nicht ideal und er wurde vor etwa 10 Jahren gefällt. Der Nachfolger des Baumes und das Peter-Pfenninger-Marterl stehen aber heute noch.

Die alte und die neu gepflanzte Kastanie waren in der Gründerzeit nicht nur Modebaum, sondern auch ein besonderer aus dem Morgenland stammender Baum mit wunderschönen Blüten, der für die Öffnung des Landes stand.

#6 Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Eiche

Standort: Volksgarten

Wusstet ihr, dass der Volksgarten früher Kaiser-Franz-Josef-Park hieß? Benannt war er nach seiner Majestät Kaiser Franz Josef I. Anlässlich seines 50. Kronjubiläums im Jahr 1898 wurde der Kaiser-Franz-Josef-Park gestaltet und nach dem Herrscher benannt. Im damaligen Volksgarten wurde im selben Jahr aus diesem Anlass eine Eiche gepflanzt und ein kleines Denkmal errichtet.

#7 Die Kaiserbuche am Haunsberg

Standort: Obertrum am See

Und noch amal der Kaiser: Zu Kaiser’s Zeiten stand das Pflanzen von Bäumen hoch im Kurs. Auch in Obertrum erinnert die Kaiserbuche am Haunsberg an den inoffiziellen Besuch des römisch-deutschen Kaisers Joseph II. am 28. Oktober 1779. Der originale Baum fiel 2004 einem Sturm zum Opfer. Er konnte nicht mehr gerettet werden und wurde zerschnitten – einzelne Baumscheiben übergab man an Heimatmuseen. Heute gibt es einen Nachkommen der Kaiserbuche, der weiterwachsen kann. Wegen seines speziellen, ausgesetzten Standortes am Haunsberg war der frühere Baum weit über 30 Kilometer zu sehen.

#8 Die Freisaal-Linden

Standort: Freisaalweg

Freisaal-Linden Freisaal-Linden

In der Zeit nach 1800 stand das Pflanzen von Bäumen und das Errichten von religiösen Denkmälern hoch im Kurs. Dadurch wurden auch die Stadthygiene und das Stadtklima gefördert. Religiöse Denkmäler wurden damals so platziert, dass man sie von weitem sehen konnte, da sie auch ein Symbol für Schutz waren. So wie die vier ursprünglichen Linden in Freisaal, die in alle vier Himmelsrichtungen gepflanzt wurden. Zwei von ihnen mussten bereits erneuert werden und sind nicht mehr im Original erhalten – die dritte Linde ist aktuell nicht mehr vorhanden. „Der vierte Baum wird wohl auch demnächst fallen“, ergänzt Reinhard Medicus. Außerdem weist er darauf hin, dass Nachpflanzungen derzeit nicht gesichert sind, weil der Naturschutz aus Gründen der Politik zunehmend beschnitten und sich wohl künftig auf kleinere Arbeiten auf Stadtgrund beschränken wird.

#9 Der Birnbaum vom Walserfeld

Standort: Ederweg, Wals

Um den Birnbaum vom Walserfeld ranken sich viele Legenden. Zum Beispiel eine Sage von Kaiser Karl und dem Untersberg, in der eine große Schlacht am Walserfeld vorhergesagt wird. Und zwar genau an der Stelle, wo sich damals ein Birnbaum befand. Der besagte Birnbaum wurde urkundlich erstmals im Jahr 1564 erwähnt. Über die Jahrhunderte wurde der Baum mehrmals von Unbekannten gefällt, stürzte ein und wurde immer wieder neu gepflanzt. Der heutige Birnbaum ist noch relativ jung und befindet sich ein Stück westlich des früheren Standortes am Ederweg in Wals, direkt gegenüber vom Walserfeld-Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht am Walserfeld.

#10 Die Zitrusbäume in den Orangerien

Standort: Orangerie Mirabellgarten

Orangerie

Mit dem Bau von Schloss Hellbrunn im 17. Jahrhundert erhielt Salzburg auch seine erste Orangerie. Gemeinsam mit der Orangerie im Mirabellgarten wurden hier in Salzburg an zwei Standorten frostempfindliche Bäume überwintert. Sogar einer der Zwerge im Zwergengarten von Mirabell gibt einen Hinweise darauf: Er hält eine Gartenvase mit einem Zitrusbäumchen in Händen, das nach dem Winter wieder ins Freie gesetzt wird. Zitruspflanzen waren in der Barock-Zeit ein Symbol für fürstliche Tugend und es war sehr in Mode, Orangenbäume zu züchten.

Exkurs: Der Baumkataster

Wer noch ein bisschen tiefer in das Thema Salzburger Bäume eintauchen möchte, kann sich den Baumkataster der Stadt anschauen. Das ist ein digitales Melderegister für die Straßen- und Parkbäume auf stadteigenem Grund, das eine jährliche Kontrolle eines jeden einzelnen dieser Bäume gewährleisten soll. Hier ist angeführt, wie gesund ein Baum ist und ob er in den nächsten Jahren gefällt werden muss oder nicht.

Bäume in Salzburg

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