Bänke, Mauern, sogar Hausdächer – das sind alles keine Hindernisse für die Mitglieder des Salzburger Parkour & Freerunning Vereins ONEMOVE. Scheinbar mühelos laufen und springen sie durch die Mozartstadt. Wir waren einen Nachmittag lang mit ihnen unterwegs, um mehr über den Sport und seine Community zu lernen.
Man erkennt sie schon aus der Ferne: Würden ihre weiten Hosen sie nicht verraten, dann sicherlich die Tatsache, dass zwei der Jungs schon nach wenigen Minuten auf dem Dach des Fahrradständers vor dem Sportzentrum Mitte in Salzburg stehen. Das darunterliegende Geländer wird kurz gecheckt, stabilisiert und schon hüpft der Erste von dem Vorsprung hinunter auf die dünne Stange.
Die Rede ist von Salzburgs Traceuren, also Parkourläufer*innen und Freerunner*innen. Der Verein ONEMOVE bietet den beiden Trendsportarten seit 2013 einen fixen Rahmen – in Anfängerkursen und Trainings für Fortgeschrittene wird hier über Hindernisse gelaufen, gesprungen und gerollt. Chris Bacher, Gründer und Obmann des Vereins, und sein Team lassen uns beim sonntäglichen Üben zuschauen und zeigen uns ihren Sport.
Parkour und Freerunning: Der kleine Unterschied
,,Beim Parkour geht es um Fortbewegung, also darum, von Punkt A nach Punkt B zu kommen“, erklärt uns Chris gleich zu Beginn. ,,Freerunning hingegen ist Freestyle-Turnen, Saltos, Akrobatik.“ Die beiden Sportarten teilen sich zwar einige Grundprinzipien, aber gleichzusetzen sind sie trotzdem nicht: Während es beim Parkour um effizientes Fortbewegen geht, dreht sich beim Freerunning alles um akrobatische Elemente, Kreativität und den spielerischen Umgang mit der Umgebung.
Nach und nach trudelt das Team rund um Chris Bacher ein. Treffpunkt ist der Unipark Salzburg, beliebt wegen seiner vielen Geländer, Stufen und Trainingsmöglichkeiten. Außerdem mietet ONEMOVE regelmäßig die Turnhalle des angrenzenden Sportzentrums, um Kurse für Parkour-Neulinge und Techniktrainings für Fortgeschrittene anzubieten. Denn obwohl Parkour und Freerunning für Außenstehende vielleicht manchmal wild und unüberlegt aussieht, steckt viel Technik und Berechnung dahinter … Das Wichtigste ist, alles zu testen, bevor man losspringt“, erklärt Benjamin „Bensch“ Strobl.
Breakdance, Turnen und andere Moves
Der Oberösterreicher begann mit den verschiedensten Sportarten, unter anderem auch Breakdance. Irgendwann fing er damit an, aus Gartenmöbel Sprungschanzen für Saltos zu bauen und Baumstämme für Back Flips zu benützen – seine ersten Schritte, oder vielmehr Sprünge, in Richtung Freerunning und Parkour. Auf ONEMOVE stieß er irgendwann per Zufall im Salzburger Volksgarten – mittlerweile ist er selbst fixes Mitglied im Verein.
Seine sportliche Vergangenheit fällt sofort auf – in seinen Bewegungen sind oft „Freezes“ eingebaut, ein klassischer Move aus dem Breakdance, bei dem man kurz in verschiedenen Positionen innehält. ,,Beim Freenmning ist der kreative Weg das Interessante, man kann die verschiedensten Sachen einbauen, von Breakdance bis Turnen. Es gibt keine Regeln“, erzählt Bensch.
Von Adrenalin-Highs und Erfolgsmomenten
Die Anfänge im Parkour mögen vielleicht unterschiedlich sein, pure Freude an der Bewegung kennen aber alle Mitglieder. Während die meisten Menschen irgendwann als jugendliche aufhören, auf Bäume, Bänke und vielleicht sogar Häuser zu klettern, geht es beim Parkour und Freerunning genau darum, ebensolche Hindernisse zu überwinden oder kreativ in die Bewegung einzubauen. Immer wieder lotet man seine Grenzen aus, überwindet mentale und körperliche Hürden. Denise Pirnbacher, eine der Trainerinnen bei ONEMOVE, erzählt uns von der Euphorie, die sie nach solchen Überwindungen fühlt: „Dieses Erfolgserlebnis, wenn man einen Sprung, den man sich vorgenommen hat, schafft, oder vor einem Abgrund steht – das sind so kleine Erfolgsund Glücksmomente, da denkt man sich einfach: Ja. Das ist das, was ich möchte, das macht mich glücklich.“
Ein schwieriger Start
Dass Parkour und Freerunning unkonventionelle Sportarten sind, kann auch zum Problem werden. Chris erinnert sich zurück an die Anfänge von ONEMOVE vor mittlerweile fast vier Jahren: ,,Es ist einfach eine langwierige Prozedur, überhaupt etwas Neues zu machen, vor allem in alteingesessenen Systemen.“ Manchmal stößt man dabei auch auf Hürden, denen weder Sprünge noch Saltos gewachsen sind.
Parkour ist immer noch keine offiziell anerkannte Sportart in Österreich. ,,Es hat ein komplett falsches Image in der Öffentlichkeit“, meint Chris. Das führt dann manchmal dazu, dass die Polizei geschickt wird, wenn an öffentlichen Orten trainiert wird. Oder eben auch zu der Tatsache, dass es noch immer keinen Parkourpark in Salzburg gibt, trotz jahrelanger Bemühungen von ONEMOVE.
Dabei wäre ein solcher Park nicht nur für Parkour-Profis und passionierte Freerunner eine Bereicherung, auch Fitness-Fans kämen auf ihre Kosten. ,,Parkour ist ein Fitnessstudio ohne Fitnessstudio“, lacht Chris. Wir stimmen zu: Die Muskeln, die unter den weiten Hosen und Hoodies seines Teams hervorblitzen, sind der beste Beweis.
ONEMOVE
Der Verein ONEMOVE bietet professionell geleitete Parkour- & Freerunning- sowie Streetworkout-Trainings für die Öffentlichkeit an. Ab Sommer 2017 wird auch Yoga angeboten.
Alle Trainingszeiten, Preise und Infos auf www.onemove.at
Alle Fotos sind von der wunderbaren Jasmin Walter Photography. Danke!