Weil immer alle sagen, Pflege sei Frauensache, sind wir mit Matthias zum Friseur gegangen und haben ihn dabei beobachtet, wie er seinen ersten Undercut bekommen hat. Noch nie in unserem Leben haben wir solche Angst in den Augen eines Mannes gesehen.
Der Barbershop ist so richtig was für Männer. Der Eingang über eine Kellerstiege, in der Mitte des Lokals thront eine Bar. Und schon fast kitschig: Im hinteren Teil kann man sich gleich pecken lassen. Zum ersten Mal in seinem Leben hat Matthias Baba zum Friseursalon seiner Kindheit/Jugend/Erwachsenendaseins gesagt und ist den Weg zum Barber angetreten.
Zum Haareschneiden in den Keller gehen
Ein Barbershop ist kein Friseursalon
Steigt man in den designten Kellerraum der Villa Carlton hinab, eröffnet sich ein Männerreich. En Vogue ist dort gerade: lange Bärte, Karohemden, Pommade, Gespräche über Harleys. Ein bisschen mussten wir warten, also haben wir uns den Playboy reingezogen (wegen den guten Reportagen) und einen Kurzen (Kaffee) getrunken. Frauen waren übrigens auch da – ziemlich viele eigentlich. Die halten ihren Männern das Händchen. Und wenn diese auf den Stuhl müssen, lesen sie den Playboy weiter. So wie wir.
Jetzt ist er dran: der Undercut
Manchmal muss man was Neues probieren. Und obwohl Matthias vermisst, dass seine Stammfriseurin ihre Urlaubspläne in Lignano mit ihm teilt, sagt er tapfer zum Barber: Mach was du willst mit den Haaren, du bist der Profi. Und hört sofort den elektrischen Rasierer aufheulen.
State of the Art-Cut
Eigentlich will Matthias ja keinen Undercut, dafür ist er zu alt. Auf dem Stuhl wird er aber gleich machtlos und lässt alles über sich ergehen. Die angstvollen Blicke, als er das Rasiergeräusch hört, sind auffällig. Wir schauen weiter zu. „Ein bisschen kürzer noch“, sagt der Barber. Niemand würde ihm widersprechen, mit dem langen, roten Bart, während er mit einem Freund über seine Harley redet.
Ein Seitenscheitel wird gezogen, der wird auch gleich ausrasiert und dann extrem viel Pommade ins Haupthaar geschmiert. Als Matthias vom Stuhl darf, hat er nichts über Urlaubspläne erfahren, kennt keine intimen Geschichten von Menschen, die er noch nie gesehen hat und weiß nichts von Tratsch & Klatsch aus europäischen Königshäusern. Aber froh ist er (und wir), dass er sich den Undercut angetan hat – schaut nämlich eigentlich ganz passabel aus. Und wächst eh schnell wieder raus.
Dinge, die man beim Barber tun kann:
sich den Bart rasieren lassen (auch mit dem Messer – wie in Westernfilmen)
etwas trinken, Hefteln lesen und quatschen
nebenbei: sich tätowieren lassen
Pommade und Haarpflegeprodukte (für Männer) kaufen
sich die Haare schneiden lassen
mehr über Harleys erfahren
einen guten Undercut kriegen
Tirolerisch lernen (wird dort rege gesprochen)
Was man beim Barber nicht tun kann:
die Einrichtung als Salon bezeichnen. Da wird man sofort geschimpft. Der Barber ist ein Barbershop. Punkt.
The Barber
Markus Sittikus Straße 3, 5020 Salzburg
0676/843 133 556
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag, von 12.00 bis 21.00 Uhr
Samstag von 9.00 bis 14.00 Uhr
Schleichwerbung, nein danke!
Wir haben den Barber einfach so besucht und den Haarschnitt mit € 35 bezahlt. Wir sind nämlich gegen Schleichwerbung. Auf Fräulein Flora gibt es nur klar gekennzeichnete Werbung. Schlecht fürs Geldbörsl, gut fürs Ego: Da schreiben wir als Lohntexter lieber auch in Zukunft über Hundefutter und Abführmittel.