Urban Exploring: Wir waren in einem verlassenen Krankenhaus

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Wie oft wohl Kranke an die Decke gestarrt und diese Lamellen gezählt haben? Wir wissen es nicht. Drehen uns um und huschen weiter durch das verlassene Krankenhaus, das uns eine Vergangenheit zeigt, die wir nie kennenlernen werden.

Urban Exploring – was ist das?

Vom Urban Exploring haben wir oft gehört. Unsere Redakteurin hat sich vor Jahren mal in einem Berliner Krankenhaus herumgetrieben. Mehr Blut, weniger Nostalgie. Urban Exploring nennt man das private Erforschen von Gebäuden im Stadtbereich. Meistens handelt es sich um alte Fabriken, Hotels oder Krankenhäuser – Einrichtungen des öffentlichen Lebens eben. Leicht zu finden sind diese Orte nicht. Das kommt vor allem von der goldenen Regeln des Urbexens: Niemals den Ort verraten, den man entdeckt hat. Doch weil wir nicht so sind, geben wir euch einen Tipp: Das Krankenhaus befindet sich nicht in der Stadt Salzburg, ist aber mit dem Auto in ca. 20 Minuten erreichbar. Pro Forma benötigt man für diese Autofahrt auch einen Reisepass.

Nix für Schisser wie uns

Ein bisschen mulmig ist es uns schon, als wie die finsteren Gänge der ehemaligen Station V entlanghuschen. Rechts und links leere Räume, viele davon beherbergen so richtig gute Graffit-Kunst. Dazwischen zerstörte Badezimmer, kaputte Fensterscheiben, die zum bewachsenen Hof hinauszeigen. Ganz alleine sind wir gottseidank nicht: Drei Urbexer begleiten uns. Sie waren schon einmal im besagten Krankenhaus unterwegs.

Warum besucht ihr „lost places“? Weil sie schön sind.

Warum sie lost places besuchen, fragen wir nach. Weil sie schön sind. Man sieht immer etwas Neues. Man fühlt irgendwie die Menschen, ein bisschen hat sich deren Energie in die Wände eingeschrieben. Jetzt ganz ohne Esoterik. Und man erfährt über ein Leben, das Menschen in diesen Orten möglicherweise einmal gehabt haben.

Vorher waren es komplett menschliche Ort, dann sind sie verwaist. Und jetzt – mit den neuen „Besetzern“ und Besuchern werden sie wieder menschlich – nur auf eine ganz andere Art und Weise eben. Mit „Besetzern“ meinen sie zum einen die „Lost places“-Touristen, die hierher kommen und die Vergangenheit besuchen. Wie bei einem Kurzurlaub. Und natürlich die Menschen, die sich an den Wänden verewigen. Zum Beispiel die unzähligen Graffiti-Artists, die ihre Kunst hinterlassen.

Wir schleichen weiter, die Taschenlampen leuchten uns den Weg bis zum alten Hallenbad. Dort liegen überall Dokumente aus den frühen 90er-Jahren herum. Bewerbungsschreiben und die dazu passenden Absagen. Lohnzettel, Menüpläne. Patientenentlassungspapiere und ihre Rechtfertigungen. Hier darf man ganz genau in das Leben der Anderen reinschauen.


Die wirklichen Schätze, sagt eine der Urbexerinnen, findet man aber in den Dachböden der Menschen. Das sind die Dinge, die sie nicht wegwerfen wollen. Früher wollte sie deswegen immer dorthin. Seit sie sich ab und zu in lost places herumtreibt, hat sich ihr Fokus aber verändert. Früher war sie Sensationsfotografin: Je gruseliger, desto besser. Jetzt genießt sie die Ästhetik der Orte. Fotografiert, was sie schön findet. Und nimmt sich ein paar Stunden Auszeit in der Vergangenheit.

Wie geht man mit der Intimität um?

Urban Exploring ist eine sehr intime Sache. Man dringt ganz tief ins private Leben von Menschen ein. Egal, ob es sich um ein verlassenes Krankenhaus handelt oder alte Wohnhäuser. Deswegen muss man sich auch an einige Regeln halten:

#1: Niemals einbrechen. Wenn es keinen Weg ins Gebäude gibt und man sich brutal Zutritt verschafft, heißt es nicht Urban Exploring, sondern Einbruch.

 

#2: Nichts stehlen: Pfladern ist nicht! Was in den Ruinen liegt, bleibt auch dort.

 

#3: Nichts (noch) kaputt(er) machen: Selbst wenn sich bereits jemand anderer ausgelebt hat: Vandalismus ist scheiße.

 

#4: Besser nicht erwischt werden: Erklärt sich von selbst.

 

#5: Niemals den Namen und die Adresse des Ortes verraten, den man besucht hat: Sonst macht das Ganze keinen Spaß mehr.


Wir machen uns wieder auf zum Ausgang. Uns ist kalt und draußen prasselt der Regen auf das Herbstlaub. Wir gehen zurück, durch die große Küche, in der noch viele Gerätschaften vom früheren Betrieb zeugen. Betreten den riesigen Speisesaal, in dem die Deckenwände teilweise eingebrochen sind. In der Raummitte hat sich ein kleiner See gebildet. Und dann durch die offene Tür wieder in die Freiheit, an alten Möbeln vorbei, raus aus dem Areal. Rein in die Gegenwart.

Alle Bilder sind aus der Linse vom talentierten und ewig-neugierigen Philipp Benedikt enstanden. Vielen, vielen Dank!

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